Porzellan

Porzellanorgel


Als weltweit erste Kirchenorgel wurde die historische Jehmlich-Orgel in der Frauenkirche Meißen um ein Register mit 37 Pfeifen aus dem „Weißen Gold“, wie das echte Meissener Porzellan auch genannt wird, ergänzt. Damit erhielt die Orgel eine zusätzliche, ganz besondere Klangfarbe.

In einer Fensteröffnung des Kirchturmes hängt zudem seit 1929 das weltweit erste Glockenspiel aus Meissener Porzellan mit abstimmbaren Porzellanglocken.

Weißes Gold trifft historische Pfeifen

Die Jehmlich-Orgel in der Frauenkirche wurde in den Jahren 2024/25 um ein Pfeifenwerk aus Meissener Porzellan – dem „Weißen Gold“ – ergänzt.

Das neue Register entstand als Rückpositiv zur bestehenden Orgel. Es passt sich in seiner Gestaltung der bestehenden historischen Orgel hervorragend an. Dank des zentralen Standortes an der Brüstung der Orgelempore kann das wertvolle Pfeifenwerk gut betrachtet werden. Komplettiert werden die 37 Porzellanpfeifen (c0 bis c3) durch 12 hölzerne Basspfeifen in den Tönen c-H und 9 metallene Diskantpfeifen in den Tönen cs3 – a3.

Ludwig Zepner, dem ehemaligen künstlerischen Leiter der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, gelang im Jahre 2000 die Herstellung von stimmbaren Orgelpfeifen aus Meissener Porzellan. Er begeisterte für diese technologisch sehr anspruchsvolle Aufgabe einerseits Spezialisten der Manufaktur, andererseits die traditionsreiche Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden.

Seit einem Auftrag des Königs August des Starken an die Manufaktur um das Jahr 1730 zur Herstellung einer Orgel aus Meissener Porzellan gab es mehrere vergebliche Versuche, die dazu nötigen Orgelpfeifen in guter Qualität herzustellen. 270 Jahre dauerte es, bis sich dank moderner Technologie und höchster Genauigkeit in der Herstellung ein Erfolg einstellte.

Vom Referenzobjekt, einer kleinen Orgel in der Schauhalle der Porzellanmanufaktur Meißen, über jeweils eine Porzellanorgel in Yokohama, Japan und Taipeh, Taiwan brauchte es noch einmal 25 Jahre bis zur Weihe des Orgelwerkes mit Porzellan-Pfeifen in der Frauenkirche Meißen am Pfingstsonntag des Jahres 2025.

Ludwig Zepner erlebte diesen Tag nicht mehr. Er starb Ende des Jahres 2010 und ruht auf dem malerischen St. Martins Friedhof Meißen. Für ihn gehörten die klingenden Porzellanpfeifen in erster Linie in eine Kirche. Deshalb ging er mit dem Anliegen, eine Kirchenorgel mit Pfeifen aus Meissener Porzellan auszustatten, schon seit Beginn der 2000er Jahre auf den Kirchenvorstand und den Förderverein der Frauenkirche Meißen zu. Dass diese Kirche evangelische Hauptkirche der Stadt ist, störte ihn als katholischen Christen dabei nicht.

Der ungenügende bauliche Zustand der Kirche, Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft der eigentlich abrissreifen Hauptorgel und finanzielle Engpässe der Kirchgemeinde führten zu großen Verzögerungen. All diese Widerstände bewirkten im Laufe der Zeit erstaunliche Aktivitäten, die zum heutigen Zustand der Kirche und ihrer Orgel führten. Kirchenvorstand und Förderverein waren daran in gleicher Weise beteiligt.

Porzellan-Glockenspiel

Glockenspiel in der Frauenkirche Meißen

In einer der gotischen Fensteröffnungen des Kirchturmes hängt seit 1929 das weltweit erste Glockenspiel aus Meissener Porzellan mit abstimmbaren Porzellanglocken. Täglich erklingen zu regelmäßigen Zeiten sechs verschiedene Choräle im Herzen der Stadt.

Die Choräle

  • 6:30 Uhr – Wachet auf, ruft uns die Stimme
  • 8:30 Uhr – Großer Gott wir loben dich
  • 11:30 Uhr – Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre
  • 14:30 Uhr – Wir treten zum Beten
  • 17:30 Uhr – Ein feste Burg ist unser Gott
  • 20:30 Uhr – Lobet den Herren, den mächtigen König

Das Spiel besteht aus 37 Glocken. Jede davon ist unter ihrem Henkel mit der Tonhöhe und den blauen Schwertern – dem Markenzeichen von MEISSEN® – gekennzeichnet. Die Entwicklung des Glockenspiels hatte der damalige Generaldirektor der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, Max Adolf Pfeiffer, anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Stadt Meißen initiiert. Prof. Emil Paul Börner, dem Leiter eines Meisterateliers der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen, gelang mit seinem Team die Herstellung der abstimmbaren Glocken.

Zukünftig soll der besondere Klang des Porzellans auch in der Orgel aufgegriffen werden.